22. August 2012

Baskische Sturheit

Auch heute gab es keine positiven Neuigkeiten in Sachen Javier Martinez. Der Wechsel des spanischen Nationalspielers zum FC Bayern München entwickelt sich allmählich zur Farce. Nachdem in den letzten Tagen bereits von einem sicheren Wechsel auszugehen war, könnte der Transfer neun Tage vor Schließen des Transferfensters noch platzen. Grund dafür ist der engstirnige Präsident Josu Urrutia von Athletic Bilbao, der seinen Schützling einfach nicht gehen lassen will. Und das, obwohl dieser unbedingt nach München wechseln, ja sogar auf acht bis zehn Millionen Euro bei seinem Gesamtsalär auf fünf Jahre gesehen verzichten und sich selbst, mit der sogenannten Buy-Out-Klausel freikaufen möchte. Auch Trainer Marcelo Bielsa plant nicht mehr mit dem Defensivspezialisten. Statt mit dem Team, absolvierte Martinez, wie sein Kollege Fernando Llorente, der ebenfalls einen Wechsel anstrebt, eine gesonderte Trainingseinheit. Für das nächste Pflichtspiel dieser Saison am morgigen Donnerstag gegen HJK Helsinki im Rahmen der Europa League-Qualifikation hat Bielsa - wie schon am ersten Spieltag der Primera Division - keine Verwendung für Martinez. Er benötige Spieler, die physisch und vor allem psychisch auf der Höhe seien. Auch die Anhänger Bilbaos wollen ihren einstigen Lieblingsakteur wohl nicht mehr im eigenen Trikot sehen. Plakate mit der Aufschrift "Martinez, du Söldner" sprechen eine eindeutige Sprache.

Die Basken zeigen sich nicht nur stolz, sondern auch noch stur. Eine Rückkehr Martinez' in den Kader oder gar auf das Spielfeld würde einem Gang nach Canossa gleich kommen. Zu emotional reagierten die Verantwortlichen wie auch die Fans und zu eindeutig bekannte sich der Europameister von 2012 zum FC Bayern. Das Festhalten Urrutia ist nicht nur engstirnig und egoistisch (angeblich stehen im Herbst Präsidentschaftswahlen bei Athlétic an), es spricht auch für den Wert Javis als Führungsspieler und Star der Truppe. Was nützen dem Verein 40 Millionen Euro, wenn kein adäquater, baskischer Spieler auf dem Markt ist, der Martinez ersetzt? Zur Erinnerung: Für Athlétic Bilbao laufen seit jeher nur Spieler auf, die im Baskenland geboren sind. Auch, den Abwanderungswilligen aus den eigenen Reihen zu ersetzen, ist kurzfristig nicht möglich. Es wird wohl Jahre dauern, bis wieder ein Spieler den Sprung in die erste Mannschaft Bilbaos schafft, der nicht nur die Position, sondern auch die Klasse mit Martinez teilt. Vielleicht ist dieses Argument das einzige, was einigermaßen plausibel erscheint und das Beharren Urrutia auf einen Verbleib seines Schützlings erklärt.

Die Bayern im Clinch mit Bilbao: Auch eine juristische Auseinandersetzung und eine Anzeige bei der FIFA mit einem möglichen zweijährigen Transferverbot sind nicht mehr ausgeschlossen. Für die Münchner eine bekannte Situation. War es doch auch der baskische Traditionsklub, der 1997 den Transfer von Bixente Lizarazu mit allen Mitteln zu verhindern versuchte. Statt den damals gebotenen 7,2 Millionen Mark, beharrte Bilbao auf  eine Ablösezahlung von 12 Millionen. Die Bayern rangen um ihren Wunschspieler für die linke Seite. Der Wechsel wurde erst durch ein FIFA-Gericht entschieden: Die Münchner mussten den gesamten Preis berappen. Eine finanzielle Dreingabe, die sich bezahlt machte. Lizarazu entpuppte sich als einer der wichtigsten und besten Transfers in der Vereinshistorie. Vielleicht sollten die Münchner allein aufgrund dieser Erfahrung wieder für ihren Wunschspieler bis zum Äußersten kämpfen und einen Transfer, wenn auch mit unfeinen Mitteln in Form der sogenannten Buy-Out-Klausel realisieren - auch wenn dies noch kostspieliger wird, als es sowieso schon ist. Die Chancen, dass es sich lohnt, sind ziemlich hoch.

Mehr dazu:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen