20. August 2012

Kleine ganz groß

Rudi Völler war es, der vor einiger Zeit bei einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft feststellte, dass es keine Kleinen mehr gebe. Er meinte damit Mannschaften wie die Färöer-Inseln, San Marino oder Andorra. Spätestens seit dieser ersten DFB-Pokal-Hauptrunde dürften sich Völlers Worte wieder nachhaltig in das Gedächtnis so mancher Bundesliga-Trainer eingebrannt haben. Die erste Runde des Pokals brachte ein großes Favoritenschmelzen bei Temperaturen um die 37 Grad im Schatten: Gleich sechs Teams aus Liga 1 schieden gegen unterklassige Teams aus - das gab es noch nie in dem seit 1935 ausgetragenen Wettbewerb. Neben Eintracht Frankfurt, den Hamburger SV, Werder Bremen, Greuther Fürth und den 1. FC Nürnberg traf es auch die runderneuerte TSG Hoffenheim. Gegen den viertklassigen Berliner AK setzte es eine - auch in der Höhe - verdiente 4:0-Klatsche. 
1907 im Berliner Wedding gegründet, lag das Hauptaugenmerk des Vereins auf Laufdisziplinen. Erst in den 1990ern machte der Verein fußballerisch auf sich aufmerksam: Von der Kreisliga A ging es bis in die Oberliga. 2004 wurde aus dem "Athletik Klub" durch eine Fusion mit dem BSV Mitte "Ankaraspor Kulübü", ein multikultureller deutsch-türkischer Verein. 2006 folgte eine intensive Kooperation mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor. Diese Zusammenarbeit sah einen Spieleraustausch vor sowie finanzielle Unterstützungen. Nach nur zwei Jahren zogen die Türken ihr Engagement zurück. Dennoch schaffte der Klub die Etablierung in der Liga, garniert mit dem Gewinn des Berliner Landespokals, welcher dem Klub bereits 2010 schon einmal die Teilnahme an der ersten Pokalrunde sicherte. Gegen den FSV Mainz 05 verloren die Berliner jedoch knapp 1:2. 2011 gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Ebenso wurde in diesem Jahr der traditionelle Name "Athletik Klub" wieder angenommen. Im Frühjahr 2012 sicherte ein 2:0-Erfolg gegen den SC Gatow erneut den Landespokalsieg und die Teilnahme am DFB-Pokal. Diesmal schlug sich der AK besser: Im heimischen Poststadion fegten die Mannen um Trainer Jens Härtel  die Hoffenheimer mit 4:0 vom Platz. Der Einzug in die zweite Pokal-Runde stellt somit den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte dar.
Heute Abend hat ein weiterer sogenannter "Kleiner" die Chance, einen (Ganz-)Großen aus dem Wettbewerb zu kicken. Im Jahn-Stadion trifft der SSV Jahn Regensburg auf den Rekordtitelträger Bayern München. Bleibt zu hoffen, dass Rudi Völlers Worte für Jupp Heynckes und seine Bayern nur Theorie bleiben und vor lauter Martinez-Spekulation nicht das wesentliche vergessen wird: Das Spielen auf dem Platz.

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