23. August 2012

Der Startschuss der Bundesliga

Morgen wird mit der Partie Werder Bremen gegen Borussia Dortmund die 50. Bundesliga-Saison angepfiffen. Auch vor 49 Jahren trafen diese beiden Mannschaften aufeinander. Zeit, sich an den Mann zu erinnern, der das erste Tor der Bundesliga-Geschichte schoss.

Wir schreiben das Jahr 1963. Der erste Spieltag der neugeschaffenen Bundesliga wird am Samstag den 24. August angepfiffen. Nach nicht einmal einer Minute, genauer nach 58 Sekunden, reißen die ersten Sportbegeisterten die Hände in die Höhe: Das erste Tor ist gefallen. Torschütze war Friedhelm Konietzka, der das runde Leder für seine Borussia aus Dortmund in die Maschen des Bremer Gehäuses drosch. Es war ein Treffer von insgesamt 72 die der Stürmer schießen wird, doch haftet an diesem der Nimbus des ersten Treffers der Geschichte der Bundesliga. "Timo" Konietzka, versehen mit diesem Spitznamen aufgrund der Ähnlichkeit zum sowjetischen General Timoschenko, wurde 1938 in Lünen geboren. Mit 22 Jahren unterschrieb er, für ein Salär in Form eines Familienwagens, bei Borussia Dortmund. Hier reifte er zu einem der besten Stürmer Westdeutschlands. 1965 dann der Wechsel zu den Münchner Löwen, mit denen er 1966 die Deutsche Meisterschaft gewann. Nach 100 Bundesliga-Partien kehrte Konietzka der Heimat den Rücken und wechselte, trotz angeblichen Angeboten von Real Madrid und Inter Mailand, zum FC Winterthur in die Schweizer Nationalliga B. Auch im Nationalteam ließ sich seine Quote sehen: In neun Länderspielen unter Sepp Herberger und Helmut Schön traf er drei Mal. Nach seiner aktiven Spielerlaufbahn arbeitete Konietzka als Trainer, unter anderem bei Borussia Dortmund und Bayer Uerdingen. Seine größten Erfolge aber feierte er in der Schweiz. Hier wurde er Mitte der Siebziger mehrfach nationaler Fußballmeister. 1988 nahm der Wahlschweizer die eidgenössische Staatsbürgerschaft an und betrieb fortan einen Gasthof in seiner neuen Heimat Brunnen. Um 2010 erkrankte Konietzka am unheilbaren Gallensteinkrebs. Bereits in der Vergangenheit wurde er mit nicht heilbaren Krankheiten konfrontiert: Seine Mutter litt an Demenz, seine Schwester starb jung an Krebs. Diese Erfahrungen ließen in "Timo" Konietzka den Wunsch aufkommen, selber den Zeitpunkt für sein Ableben zu bestimmen. Dies offenbarte er in einem Interview mit einer Schweizer Boulevard-Zeitung. Möglich war dies nur in der Schweiz, wo das betreute Sterben, im Gegensatz zu Deutschland, seit 1918 erlaubt ist. Konietzka engagierte sich von nun an vermehrt für die Sterbehilfe, genauer für die Schweizerische Sterbehilfeorganisation Exit. Diese war es auch, die ihm am 12. März diesen Jahres, im Alter von 73 Jahren, seinen letzten Wunsch erfüllte - freiwillig und zu einem von Konietzka gewählten Zeitpunkt aus dem Leben zu scheiden. Nicht nur, aber besonders wegen diesen ersten Tores wird "Timo" Konietzka immer ein Platz in der eindrucksvollen Bundesliga-Historie sicher sein. 

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[Bildquelle: Screenshot verlinktes Youtube-Video, 2'15]

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